Die JOANES Stiftung unterstützt den deutschen Beitrag zur Architekturbiennale Venedig 2023.

Open for Maintenance ist keine Ausstellung. Es ist ein Handlungsansatz für eine neue Baukultur. In Anlehnung an die „Instandbesetzungen“ im Berlin der 1980er Jahre macht der deutsche Beitrag das Gebäude in den Giardini nutzbar. Mit gebrauchten Materialien und „Spolien“ aus knapp 40 Länderpavillons der Kunstbiennale 2022 wird der Pavillon zu einer produktiven Infrastruktur.

Nach jeder Biennale werden, verborgen vor den Augen der Besucher*innen, tonnenweise Ausstellungsmaterialien mühsam von Hand, per Sackkarre und Boot durch Venedig bewegt. Nur ein Bruchteil davon wird weitergenutzt. Nicht zuletzt wegen nicht vorhandener Lagerflächen und hoher Logistikkosten – ein bekanntes Problem des zirkulären Bauens – landet das meiste Abbruchmaterial auf Müllhalden oder dem Wertstoffhof. Hier setzt der Beitrag Open for Maintenance an: Materialien der vorangegangenen Biennale werden Teil der baulichen Eingriffe im Deutschen Pavillon, die vollständig aus den gesammelten Resten umgesetzt sind. Mithilfe einer neugeschaffenen digitalen Datenbank, die in Kooperation mit „Concular“ entsteht, werden die inventarisierten Materialien während der Laufzeit der Architekturbiennale im Rahmen des Werkstatt-Programms Maintenance 1:1 für die Weiterverarbeitung verfügbar gemacht.

Die profitgetriebene Architekturproduktion ist auf Neubau statt Reparatur, auf Wachstum statt Erhalt ausgerichtet. Sie steht in krassem Widerspruch zu dem, was angesichts aktueller Krisen ökologisch und gesellschaftlich geboten ist. Reparatur – des Systems und der Bausubstanz – wird somit zur unumgänglichen politischen und entwerferischen Praxis. Bereits heute sind mehr als 50 Prozent der europäischen Architekturprojekte Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. In Zukunft wird das Machen von Architektur vor allem Reparieren bedeuten. Doch Reparatur bedarf des Wissens, der Werkzeuge und Fähigkeiten, die in einer voll ausgestatteten, allen Besucher*innen offenstehenden Werkstatt im Deutschen Pavillon bereitgestellt werden. Im Mittelpunkt steht die Ermächtigung der Menschen, damit sie ihre (gebaute) Umwelt instand halten können. Ein Werkstatt-Programm mit internationalen Initiativen, Universitäten und Ausbildungsstätten schafft den Sprung in die Praxis und über die Grenzen der Biennale hinaus: In kollaborativen Projekten werden kleinere Reparaturarbeiten in und um Venedig durchgeführt. Anhand konkreter Eingriffe lernen die Beteiligten, dass in der Reproduktion des Raums die soziale Frage untrennbar mit der ökologischen verknüpft ist.”